Und am Sonntag lässt RWE auf der jährlichen Mitgliederversammlung (11 Uhr) darüber entscheiden, ob sich die Vereinsführung überhaupt gedanklich damit auseinandersetzen soll. Denn RWE-Präsident Michael Welling hat klar gemacht, dass der Verein dies nur mit einer Legitimation von der Basis angehen werde. Daher ging der Traditionsverein schon früh auf seine Mitglieder zu. Insgesamt drei Informationsabende gab es, auf der vom Verein und der Fan- und Förderabteilung von Rot-Weiss Essen (FFA) über eine Ausgliederung informiert und aufgeklärt wurde. Die Mitglieder hatten die Möglichkeit, kritische Fragen zu stellen und ihre Ängste zu äußern. Welling betonte gegenüber RevierSport: "Wir sind ein eingetragener Verein. Ich glaube, dass die Bedeutung der Fans für unseren Verein sehr hoch ist. Vor diesem Hintergrund bin ich überzeugt, dass es richtig ist, die Fans frühzeitig mit einzubinden."
Am ersten Infoabend rührte Welling kräftig die Werbetrommel für eine Ausgliederung, er erklärte unter anderem: "Ich glaube auch, dass wir es als e.V. schaffen können. Wenn dies nicht so wäre, wäre ich bereits kein Präsident mehr. Es ist aber weitaus schwieriger und könnte mehr Zeit in Anspruch nehmen."
Am zweiten Infoabend informierte Dr. Jörg Alvermann, Fachanwalt für Steuerrecht, über vereins- und steuerrechtliche Fragen in Bezug auf eine mögliche Ausgliederung.
Auf der dritten Informations-Veranstaltung kamen auch Vertreter anderer Fußball-Vereine zu Wort. Die, die den Schritt zur Kapitalgesellschaft bereits hinter sich haben (Aachen, Osnabrück und Bielefeld), und auch die, denen der Schritt vielleicht bevorsteht: die Initiatoren von „echt VfL“, eines Informations-Korrektivs des VfL Bochum.
Am Sonntag ist nun der Tag der Wahrheit. Denn einen Investor hätte RWE bereits in der Hinterhand. Welling sagte am ersten Infoabend: "Anfragen gibt es immer wieder. Ich spreche jeden Monat mit Leuten darüber. Vor zwei Jahren waren es noch lose und teils auch dubiose Anfragen. Heutzutage wird es jedoch bereits konkreter und zum Teil denkbar. Die Attraktivität ist sehr hoch, aber wir müssen erst den Rahmen dafür schaffen."
Das soll am Sonntag passieren und Welling ist optimistisch, dass die Mitglieder für den Weg der Ausgliederung stimmen werden: "Das ist eine wichtige Abstimmung. Ich bin sehr zuversichtlich, dass sich die Leute nicht dagegen wehren werden."
Sollte es so kommen, würde RWE dem Weg des VfB Stuttgart folgen. Die Mitglieder des Bundesliga-Aufsteigers haben vor wenigen Tagen mit 84,2 Prozent für eine Ausgliederung der Profifußballsparte gestimmt. Stolzer Effekt für den VfB. Bei einem Vereinswert von 353 Millionen Euro erwirbt die Daimler AG als erster Investor 11,75 Prozent der Anteile und der VfB erhält im Gegenzug 41,5 Millionen Euro. Solche Zahlen sind in Essen nicht zu erwarten, aber auch hier sollte mit einem Investor im Rücken die Rückkehr in den Profifußball in der nahen Zukunft realistischer sein. Schließlich merkte Welling an: "Ich habe keinen Bock auf ewig vierte Liga."